Der Bergische Panoramasteig (12) Über die Bechbitze zur Panarbora

Von Nümbrecht bis Waldbröl



Mittwoch,
12.11.2025

Kilometer
27,0

Höhenmeter
↑ 372 / ↓ 419

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0 Stimmen

Startpunkt

Zielpunkt

Parkplatz
Lindchenweg
51588 Nümbrecht

Busbahnhof Waldbröl
51545 Waldbröl


Jene melancholische Stimmung, die sich schon oft in mir eingestellt hat, wenn ein begeisterndes Wanderprojekt zu Ende ging, ja, sie überfiel mich auch heute. Noch während ich im Morgengrauen aus Nümbrecht herauswanderte, begann ich zu realisieren, dass mein letzter Tag auf dem Bergischen Panoramasteig angebrochen war und die (inklusiv ihrer Zuwege) mehr als 270 Kilometer lange Runde mit unzähligen begeisternden Momenten in Waldbröl vor ihrem unausweichlichen Ende stand. 

Noch aber steckte ich voller Vorfreude. Auf die verbleibende Strecke und auch auf das "Schmankerl", das ich beabsichtigte, mir kurz vor dem Ziel noch zu gönnen. Dabei hatte die erste nette Überraschung bereits in Ödinghausen gewartet, wo es am Wegesrand "Trailmagic" zum Mitnehmen gab. Danke sehr!, dachte ich und griff mir eines der Tütchen mit Gummibärchen.

Während ich noch gedankenverloren auf dem willkommenen Seelenfutter herumkaute, lief ich fast in ein Flatterband, das sich plötzlich über den Weg spannte. Der Grund war offensichtlich, denn dort, wo der Panoramasteig weitergeführt hätte, machte sich eine grasende Kuhherde breit. Eine Ausweichroute, noch dazu in Sichtweite, ließ sich aber schnell finden: ich brauchte nur der provisorischen Einzäunung zu folgen.

Der Landschaftscharakter, der sich hier bereits abzuzeichnen beginnt, wird auch den Großteil dieser Etappe prägen: Weitläufige Wiesenabschnitte, die den Weg zum Teil aber auch nahezu unsichtbar machen. So schaute ich beim Überqueren eines Wirtschaftswegs erst einmal suchend nach links und rechts, bis ich begriff, dass es tatsächlich geradeaus weiterging - dem Anschein nach mitten in eine Wiese hinein. Der schmale Streifen allenfalls ansatzweise plattgetretenen Grases war erst beim genauerem Hinsehen zu erkennen.

Als weiteres dominierendes Merkmal stellten sich Panoramablicke ein, die sich heute kaum noch zählen ließen. Nennenswerte Waldpassagen werden dagegen zur Ausnahme. Man trifft sie am Hunsterbach und hinter der Ortschaft Loch, wo der Aussichtsturm der Panarbora am Horizont schon mal kurz aus den Bäumen blickt und eine trügerische Nähe vortäuscht.

Denn genau hier setzt der Weg nun erst einmal zu einem großräumigen Umweg an und führt in die Gegenrichtung bis nach Benroth. Dort quert er den Brölbach und steigt, nachdem er dem plätschernden Wasser für ein paar Schritte gefolgt ist, auf südlicher Seite gleich wieder an. 

Über weitere hügelige Wiesen nähert man sich Geilenkausen. Hinter dem idyllischen Ort wartet dann die Anhöhe der Bechbitze, wo mir aus einer uneinsehbaren Dickung seitlich des Wegs plötzlich das Grunzen von Wildschweinen entgegendrang. Aber die Tiere schienen (übrigens genau wie ich) keinen Wert auf eine Begegnung zu legen und blieben im Verborgenen.

Dennoch versuchte ich, das Wäldchen, das die Kuppe der Bechbitze schmückt, zügig hinter mir zurückzulassen und bekam es dabei mit einer weiteren, sanft gewellten Wiesenlandschaft zu tun. Ich streifte die Ortschaften Bladersbach und Niederhausen, durchschritt die kleine Taldelle des Brucher Bachs und folgte einem weiteren Wiesenweg. Dessen Hang zeigte bereits eine deutliche Schräglage, und damit war er zweifellos der Vorbote des einzigen für heute wirklich herausfordernden Anstiegs.

Der setzte in der Tat bald ein und führte mich schweißtreibender als erwartet bis auf das Niveau der Panarbora hoch. Hier, wo ich mich sowohl auf den längsten Baumwipfelpfad Nordrhein-Westfalens, als auch auf die alles überragende Plattform des 40 Meter hohen Aussichtsturms gefreut hatte, wurden meine Erwartungen noch weit übertroffen. 

So stand ich an dieser Stelle nicht nur physisch, sondern auch sinnbildlich auf dem Höhepunkt einer weiteren, wunderbaren Wandergeschichte. Die mich über vier Monate mit all ihren wertvollen Momenten begeistern konnte, und sicher noch lange in mir nachhallen wird.

Während ich aus dieser Höhe über die weite Landschaft in die Ferne sah, erinnerte ich mich an das Gespräch mit einer Wirtin, als deren einziger Übernachtungsgast ich mich über die Leere des
 eigentlich urgemütlichen Lokals während meines Abendessens gewundert hatte. "Die anderen Gäste?" wiederholte sie und tat so, als hätte ich etwas völlig Dummes gefragt, "die sind doch alle in der Türkei und auf Malle".

Unter mir rauschten die Baumkronen im Wind. Ernsthaft, wie kann das sein? dachte ich, in einer so wundervollen Heimat zu leben und dann für den Urlaub in den Flieger zu steigen? Doch ich schüttelte den irritierenden Gedanken schnell wieder ab.

Ich machte mich auf den Weg zurück nach unten und verließ das Panarbora-Gelände. Hier trennten mich jetzt nur noch anderthalb Kilometer von jenem Punkt, an dem ich im Sommer zu meinem jüngsten Bergischen Wander-Abenteuer aufgebrochen bin. Spektakuläres hielt dieser Abschnitt nicht mehr bereit. Doch das Begreifen, wenn der allerletzte Schritt getan ist, war im entscheidenden Moment aufwühlend wie immer. 

Es ist erstaunlich, wie viele Probleme, die man oft noch auf den ersten Metern mitschleppt, sich im Laufe einer Wanderung in Nichts auflösen und irgendwo da draußen bleiben. Jene Zeilen aber, mit denen mich der erste Etappenstein genau hier auf den Weg geschickt hatte, die brachte ich mit zurück. 

"Kein schöner Land in dieser Zeit
als hier das unsre weit und breit".


Höhenprofil

Der Einstieg zu meiner finalen Etappe

Super nett: "Trailmagic" am Wegesrand

Blick zurück auf den Aussichtsturm von Etappe 11

Traumhafter Blick ins Siebengebirge

Wer hat denn hier gesessen? :-)

Am Hunsterbach entlang

Erstmals in Sicht: der Aussichtsturm von "Panarbora"

Der Brölbach bei Benroth

Geilenkausen

Auf der Bechbitze

Der Waldwipfelpfad der "Panarbora"

Jetzt noch auf den Aussichtsturm

Das Siebengebirge scheint zum Greifen nah

Zurück an der Stelle, wo die Rundwanderung begann.


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