Von Namedy bis Bad Breisig
Startpunkt
Zielpunkt
Bahnhof Namedy
56626 Andernach (Namedy)
Bahnhof Bad Breisig
53498 Bad Breisig
Nach der Durchquerung des Neuwieder Beckens ist der Rheinburgenweg bei Namedy an den Rhein zurückgekehrt. Allerdings nur als Momentaufnahme, denn der "Eselsweg", über den man Namedy verlässt, wendet sich gleich schon wieder vom Rheintal ab und leitet in Form eines zunächst wenig spannenden Forstweges eine lang anhaltende Steigung ein.
Das intensive Grün aber, mit dem mich der Wald empfing, machte diesen Schönheitsfehler schnell wieder wett. Das Ausschlagen der Bäume, auf meiner letzten Etappe drei Wochen zuvor noch im Anfangsstadium, hatte seinen Höhepunkt erreicht und verwöhnte mich nun mit satten Farben.
Am Hüttenhof biegt die Route rechts ab und wechselt auf einen Wirtschaftsweg. Zugleich öffnet sich eine Hochebene aus leicht hügeligen Feldern und Wiesen, zwischen die sich auch leuchtend gelbe Rapsfelder mischten. Während man in östliche Richtung den oberen Rand des Rheintals erahnen kann, zieht der Geishügelhof mitsamt seiner kleinen Kapelle vorbei.
Hinter dem Knopshof geht es wieder in den Wald, und dort öffnet sich ein äußerst spannendes Kapitel sowohl geologischer als auch kultureller Vergangenheit. Es ist das Gebiet der "Hohen Buche": einem Vulkan, dessen letzte Eruption immerhin schon 110.000 Jahre zurückliegt. Und der ist nicht nur eine beeindruckende (und die für heute höchste) Erhebung, sondern gibt mit dem aufwendig angelegten "Vulkanlehrpfad" einen spannenden und authentischen Einblick in die wechselhafte Geschichte des Basalt-Abbaus - von der Antike und den Römern durch das Mittelalter bis hin zu Napoleon.
Hinter einem aus der Eisenzeit stammenden keltischen Befestigungswall stand ich dann unvermittelt vor der steil abfallenden Flanke des Dicktberges. Und wunderte mich zugleich über die Höhe, denn der rechts durch das dichte Laub immer nur sporadisch aufblitzende Rhein hatte das gar nicht erkennen lassen.
Um so eindrucksvoller reicht nun der Blick über Brohl und das gegenüber liegende Rheinbrohl. Man erkennt Burg Arenfels, und auch die Silhouette des Siebengebirges ist ein weiteres Stück näher gerückt.
Der Abstieg nach Brohl über die felsige "Eselstreppe" stellt ein kleines Abenteuer dar und brachte mir die Erinnerung an manch anspruchsvolle Stelle des Oberen Mittelrheintals zurück. Es ist zweifellos die markanteste Stelle des heutigen Reliefs - dennoch werden zwei weitere Erhebungen unbeeindruckt dafür sorgen, dass man bis Bad Breisig noch einige Kalorien mehr verliert.
In Brohl führt der Weg am Rathaus entlang und auf Schloss Brohleck zu. Leicht irritiert wanderte ich durch den Torbogen, dann rechts den Wiesenhang hinauf und in den nächsten schattigen Wald hinein. Dort war es bei der heutigen Hitze - die besonders auf solch steilen Hangpfaden zu schaffen macht - deutlich angenehmer.
Oben angekommen, führt der nächste Serpentinenpfad auch schon gleich wieder hinab. Warum?! will man sich angesichts der weitaus gemütlicheren Bergstraße fragen, die unterhalb dieses kurzen, aber äußerst schikanösen Abschnitts entlangläuft. Und weiß gleichzeitig doch, dass man sich unter anderem genau wegen derartiger Herausforderungen diesem Wanderabenteuer überhaupt erst gestellt hat.
Das ebenfalls noch zu Brohl gehörende Wohngebiet ist rasch passiert. Hier lässt der dritte Aufstieg für heute nicht lange auf sich warten. Die Passage ist recht anspruchsvoll, denn der Hang fällt übermäßig stark zur Seite ab, und der aus aus lockerem Schotter bestehende Untergrund macht die Sache nicht leichter.
Ein kurzer, aber steil-felsiger Anstieg ist dann der Vorbote einer wahnsinnig schönen Aussichtsstelle: der Reutersley. Ihr eigentlicher Felsen thront nur wenige Meter oberhalb des Rheinburgenwegs und ist über einen kurzen Stichweg erreichbar. Blickt man von dort in südliche Richtung, ragt - zum Greifen nah - Burg Rheineck aus der grün belaubten Bergkuppe hervor. Aber auch sie gehört zu den in Privatbesitz befindlichen Burgen und lässt sich nicht besichtigen.
Gleichwohl trifft man nach dem Verlassen der Reutersley nur wenige Minuten später auf den plattierten Weg, dem es - statt hoch zur Burg - nun bergab nach Bad Breisig zu folgen gilt. Hier ließe sich jetzt auf direktem Weg der Bahnhof ansteuern. Ich aber entschied mich, den nächsten kleinen, bewaldeten Hügel noch mitzunehmen. Das entsprach etwa anderthalb weitere Kilometer und hatte zur Folge, dass ich mich - statt von Süden her - aus nördlicher Richtung dem Bahnhof zuwandte.
So ging eine waldreiche, dank etlicher Höhenmeter aber auch anstrengende Etappe zu Ende. Als Highlights sind zweifellos die punktuellen Panoramablicke auf das Rheintal und der felsige Abstieg vom Dicktberg nach Brohl zu verzeichnen. Das weckte natürlich gleich auch entsprechende Erwartungen an die kommende Tour in mir. Doch auf die werde ich - dank einer bevorstehenden und fast drei Wochen andauernden Stilllegung des Bahnknotens Köln/Bonn - wohl länger warten müssen als ursprünglich geplant.
Höhenprofil
Fitness-Level
