Der RheinBurgenWeg - das große Fazit



Nachdem er im zweiten Jahr in Folge mein Wanderleben dominiert hat, wird es für mich nun vorerst ruhiger um die Mittelrhein-Region. Zuvor aber galt es zusammen mit meinen Liebsten, diese wundervolle Zeit noch einmal hochleben zu lassen.

Wie schon nach der Vollendung des Rheinsteigs 2024, haben wir uns auch in diesem Jahr mit der "Goethe", einem historischen Schaufelradschiff, eine Rheintour von Koblenz nach Rüdesheim gegönnt. Hier genossen wir zwei herrliche Tage, besuchten mit der Gondelseilbahn die Germania und kehrten natürlich auch im legendären Art-Café ein, um uns an Baumstriezeln und Rüdesheimer Kaffee gütlich zu tun. Und dass ich dort bereits meine 14. Rheinsteig-Etappe hatte ausklingen lassen, war, wie der Zufall es wollte, auf den Tag genau ein Jahr her. 

Ich nutzte die gemütlichen Stunden aber auch, um meine diesjährigen Erfahrungen auf dem RheinBurgenWeg zu reflektieren. Und dass der bis heute nicht an die Popularität des Rheinsteigs heranreicht, dürfte jedem, der ihn erwandert hat, schier unglaublich erscheinen. Im Grunde könnte ich es mir also einfach machen und meine Top-Bewertung und all die Komplimente, die ich im letzten Jahr schon über dem Rheinsteig ausgeschüttet habe, wiederholen. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. 

Den Rheinburgenweg realisierte ich zwischen Februar und Juni 2025 in 15 Etappen. Bei den ersten zehn Teilabschnitten fasste ich wegen der zu Beginn noch längeren Anfahrt je zwei Tagestouren mit einer Übernachtung zusammen.

Alle Aussagen und Wertungen stellen meine persönliche Erfahrung dar und sind in keiner Weise beeinflusst.

Pluspunkte

 

(1) Die Attraktivität ⭐⭐⭐⭐⭐ 

Ob für den landschaftlicher Reiz, die Vielseitigkeit, den konditionellen Anspruch oder die atemberaubenden Aussichten: der RheinBurgenWeg bietet alles auf höchstem Niveau. Da ich ihn wie den Rheinsteig ebenfalls in einem Februar begann, diesmal allerdings am südlichen Terminus, ermöglichten mir die winterlich kahlen Bäume gerade dort unvergleichliche Aussichten, wo das Obere Mittelrheintal mit seinen besonders schroffen Felswänden und einer unvergleichbaren Burgendichte begeistert. 

 

(2) Die Einsamkeit ⭐⭐⭐⭐

Wandert man innerhalb der Woche, lässt sich (wie beim Rheinsteig) auch auf dem RheinBurgenWeg während weiter Strecken eine herrliche Einsamkeit genießen. Sicher aber half mir dabei auch die anfangs noch winterliche Jahreszeit. 

(3) Eine perfekte Verkehrsanbindung ⭐⭐⭐⭐⭐ 

Die ÖPNV-Anbindung des RheinBurgenWegs ist dank der linksrheinischen Bahnstrecke tadellos und, wenn man wie ich aus dem Ruhrgebiet anreist, über Koblenz sogar noch besser angebunden, während man dort für den Rheinsteig in die rechtsrheinische Linie umsteigen muss. 

 

(4) Die gute Beschilderung ⭐⭐⭐⭐⭐ 

Kurz bevor ich den Weg gegangen bin, muss die Beschilderung gerade im südlichen Bereich erneuert oder zumindest ausgebessert worden sein. Schlechte Erfahrungen, wie sie in einigen Youtube-Beiträgen zu hören sind, kann ich jedenfalls nicht bestätigen. 

 

(5) Die Schutzhütten ⭐⭐⭐ 

Im direkten Vergleich kommt der RheinBurgenWeg mit seinen Schutzhütten nicht ganz an den Rheinsteig heran. Aber wer beide Wege kennt, weiß, dass das Jammern auf hohem Niveau ist. Gleichwohl hat der Rheinsteig nach meinem Empfinden hier deutlich die Nase vorn. 

Was hat mir am besten gefallen?

Der Felsensteig zum Gedeonseck und die Aussicht auf den Bopparder Hamm!

Weitere Highlights:

⭐ Der zugängliche Teil des Oelsbergsteigs
⭐ die Loreley-Passage
⭐ das Ginsterstück
⭐ der Felsenabstieg ins Bellbachtal

Minuspunkte

(1) Der nördliche Teil des Oelsbergsteig wartet seit 2020 auf seine Instandsetzung 👎👎👎

Zu den absoluten Highlights des RheinBurgenWegs zählt der bei Oberwesel einsetzende "Oelsbergsteig", dessen nördlicher Teil aber schon seit mehreren Jahren wegen drohender Felsstürze gesperrt ist. Die Errichtung eines Fangzauns (für gerade einmal 50.000 Euro) scheiterte nach einem Artikel der "Süddeutschen Zeitung" aber bislang am Geld.

(2) Die auf den Etappen 14 und 15 weitgehend ausbleibenden Rheinblicke 👎

Auf den letzten zwei Etappen zwischen Bad Breisig und Rolandswerth gab es nur noch wenige Rheinblicke. Ebenso endeten mit der Reutersley auch die spektakulären und felsigen Hangpfade. Stattdessen führte die Route überwiegend durch Wald. 

Was hat mir am wenigsten gefallen?

Das im Winter unzureichende Übernachtungsangebot 👎👎👎👎👎

Als einzig wirklich negative Erfahrung bleibt mir das bis Ende März äußerst enttäuschende Dienstleistungsangebot in Erinnerung. Während man im Sommer die Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe kaum zählen kann, leistet sich ein unfassbar großer Anteil des Touristikgewerbes eine mehrmonatige Winterruhe. Einzelne Privatzimmer oder Apartments gab es zwar, aber in der Regel ohne Frühstück. Wenn dann zugleich auch Bäckereien fehlen oder Dorfläden geschlossen sind, ist das ein Zustand, der weder den Bedürfnissen von Winterwanderern, noch dem Anspruch, den eine UNESCO-Welterbe-Region an sich selber haben muss, gerecht wird.

Weitere "Downer":

👎 der - wenn auch nicht immer vermeidbare - Asphaltanteil
👎 die an Verkehrsstraßen entlangführenden Abschnitte
👎 die durch die Forstwirtschaft zerstörten Waldwege

Lohnt sich der RheinBurgenWeg?

Ja, absolut! ⭐⭐⭐⭐⭐
Es gibt Stimmen, die unglaublicher Weise empfehlen, den Abschnitt durch das Neuwieder Becken zwischen Bassenheim und Andernach wegen seiner angeblichen Unattraktivität zu überspringen. Ich selbst fand auch diesen Teil absolut bereichernd, denn er bietet zwischendurch ein landschaftlich grandioses Kontrastprogramm, auch wenn die drei nördlich von Namedy liegenden Etappen nicht mehr ganz auf dem Niveau des Oberen Mittelrheintals mithalten können.

Nach dem Rheinsteig hat der (ebenfalls aus dem früheren Rheinhöhenweg hervorgegangene) Rheinburgenweg mein traumhaftes Wander-Erlebnis am Mittelrhein uneingeschränkt fortgesetzt. So habe ich auch diesmal die schönsten Eindrücke in einem musikalisch unterlegten Rückblick zusammengestellt.