Von Remagen bis Rolandswerth
Startpunkt
Zielpunkt
Bahnhof Remagen
53424 Remagen
Bahnhof Rolandseck
53424 Remagen
Auch zur finalen Etappe auf dem Rheinburgenweg hatte ich mit dem Auto anreisen müssen. Die Schuld daran trug zur Abwechslung aber mal nicht die Bahn, sondern drei Weltkriegsbomben mitten in Köln. Deren Entschärfung war ausgerechnet für heute angesetzt, was aber auch für eine erhebliche Störung des Zugverkehrs zu sorgen drohte.
Die zweite Unwägbarkeit war das Wetter. Da für die Mittagszeit teils schwere Gewitter vorhergesagt wurden, setzte ich darauf, möglichst früh in Remagen loszuwandern. In meinem Fall hieß das 5:30 Uhr. Dafür, einen weiteren Sonnenaufgang über dem Rheintal mitzuerleben, hätte es also bequem wieder gereicht - doch der von Beginn an zugezogene Himmel machte mir diesmal einen Strich durch die Rechnung.
Mein anfänglicher Weg aus Remagen heraus wurde von mehreren Kreuzwegstationen begleitet und führte als erstes zur imposanten Apollinariskirche. Stufenreich geht es dort in den Wald hoch, wo neben einer großen Franziskus-Statue auch einer der letzten wirklich schönen Aussichtspunkte wartet. Denn auch, wenn jeder Waldliebhaber während der heutigen Tour noch einmal voll auf seine Kosten kommt, hat der Rheinburgenweg seit der Reutersley nicht mehr an sein bis dahin gewohntes Niveau anknüpfen können.
Mit ihren 400 Höhenmetern ist aber auch diese letzte Etappe nicht völlig anspruchslos, doch die im konditionellen Vergleich spürbar einfacheren Forstwege lassen es zu, all jene eindrucksvollen Erlebnisse und Abenteuer, die sich auf dem Weg von Bingen bis hierher aneinander gereiht haben, noch einmal vor dem geistigen Auge vorbeiziehen zu lassen.
Der idyllische Waldschlösschen-Weiher setzt sich an den Beginn dieser Waldroute, die durch das stille, aber auch wild anmutende Bachtal des Calmuth führt und erst kurz vor Unkelbach wieder aus dem Wald heraustritt. Der kleine Ort ist schnell durchquert, und wieder durchs Grüne, erreicht man mit Bandorf schon bald die nächsten Häuser. Hier lädt der "Sümpborn"-Brunnen zu einer Rast ein.
Dann folgt zunächst ein gemütliches Stück entlang des Bandorfer Bachs, anschließend ein kurzer, aber heftig steiler Hang nach Oberwinter hinauf. Zugunsten eines Weges, der an der Rückseite zahlreicher Gärten vorbeiführt, verlässt man die Wohnbebauung wieder und gelangt über eine weitläufige Hochwiese zurück in den Wald.
Hier ist es der Berschberg, der den höchsten Punkt dieser nördlichsten Etappe einnimmt und mit der Dietrichshütte zugleich den einzigen Wetterschutz aufbot, den ich auf den ersten zehn Kilometern wahrgenommen habe. Ein riskantes Unterfangen, dachte ich mir angesichts der nicht unbeträchtlichen Gewitterfront, die mir während des ganzen Morgens von Süden her gefolgt war, und der ich am Ende nur ziemlich knapp entkommen bin.
Das letzte Tal vor dem nahenden Trailhead wird vom Rolandswerther Bach durchplätschert, wo ein kleiner Weiher - wie eine Art Abschiedsgeschenk - die verwunschene Idylle perfekt macht. Dann stehen die allerletzten Höhenmeter an. Sie führen aus dem Wald heraus und auf den wiesenreichen Rodderberg, wo ein Hinweisschild auf das von mir bereits anvisierte Restaurant mit seiner Aussichts-Terrasse gleich neben dem Rolandsbogen für gute Laune sorgt.
Die letzten Wegezeichen verweisen auf einen schmalen Trampelpfad. Wie der gepflasterte Weg gleich neben ihm, führt er zu einem kleinen Parkplatz, auf dem ich mich erst einmal etwas orientierungslos umsah. Erst dann fiel mir neben einem Lastenaufzug der aufwärts strebende Fußweg ins Auge, an dessen Ende sich das einigermaßen versteckt liegende Restaurant befinden musste.
Was ich allerdings nicht auf dem Schirm hatte, war, das Ziel meines Weges durch die anfangs erwähnte Planänderung deutlich früher zu erreichen als ursprünglich geplant. So öffnete das Lokal erst in zwei Stunden, was mich um den eigentlich fest eingeplanten Abschluss-Champagner brachte. Doch der Rolandsbogen war glücklicherweise zugänglich, und damit auch der finale Panoramablick auf das Siebengebirge, mit dem der Rheinburgenweg hier, wo ich in diesem Moment an seinen nördlichen Terminus trat, den Wanderer ein letztes Mal beglückt.
Doch wie man weiß, endete die Rolandsage weitaus tragischer. Und sie wird hier, unter dem vor mehr als 100 Jahren neu errichteten Rolandsbogen - zumal mit der Rheininsel Nonnenwerth vor Augen, auf der man Hildegunde, Rolands untröstliche Verlobte, immer noch winkend am Ufer gewahren will - in fast schon erstaunlicher Weise greifbar.
Ich dagegen war angekommen - und konnte doch auf so viel mehr als nur die letzten vier Monate zurückschauen. In denen mit dem Rheinburgenweg ein einzigartiges Wanderabenteuer, das schon ein Jahr zuvor mit dem Rheinsteig begann, nun seine hochverdiente, und nicht weniger spektakuläre Vollendung erfuhr.
Doch das realisierte ich erst nach und nach. Vielmehr ließ ich meinen Blick noch einmal verträumt über den Mittelrhein schweifen, dessen Höhen und Seitentäler ich nun beiderseits abgewandert hatte, und der nicht weit von hier schon offiziell zum Niederrhein wurde. Das Glück aber wollte es, dass ich diesen emotionalen Moment so richtig genießen konnte. In unverhoffter, aber gleichwohl sehr willkommener Abgeschiedenheit.
Höhenprofil
Fitness-Level
