Von Bassenheim bis Namedy
Startpunkt
Zielpunkt
Bushaltestelle "Bassenheim Kirche"
56220 Bassenheim
Bahnhof Namedy
56626 Andernach (Namedy)
Immer wieder haben die überwältigenden Hangpassagen, abenteuerlich felsigen Klippen und nicht zuletzt auch die unzähligen Höhenmeter auf dem bisherigen Weg von Bingen bis nach Bassenheim bei mir für Furore gesorgt. Nachdem mit der Passage durch den Koblenzer Wald ein erster dezenter Landschaftswechsel einherkam, wird sich mit dem heutigen Teilstück ein so beispielloser Kontrast vollziehen, dass man die Etappe kaum für einen Teil des Rheinburgenwegs halten mag.
Doch die Beschilderung - auch heute wieder weitestgehend zuverlässig - lässt keinen Zweifel. Das Neuwieder Becken, das die Höhenzüge des Rheintals unterbricht, wird der Rheinburgenweg (ganz im Gegensatz zum Rheinsteig) nun auf direkter Strecke durchqueren.
Hier, auf der westlichen Rheinseite, ist das auch deutlich leichter. Während sich für den Rheinsteig die zahlreicheren Wohn- und Industriegebiete zwischen Bendorf und Neuwied nur dadurch vermeiden lassen, das er seinen Weg über die umliegenden Höhen sucht, bekommt es der Rheinburgenweg im Verlauf der großflächigen Niederung nur mit Miesenheim zu tun.
Würde man also jeder Etappe ihr eigenes, unverwechselbares Wesensmerkmal zuweisen, wäre es heute ohne jeden Zweifel die Weite. Der Weg zieht sich durch ein nicht enden wollendes gräsernes Meer, das allenfalls durch ein kleines Wäldchen, vereinzelten Obstwiesen oder Ackerflächen unterbrochen wird. Während die eindrucksvollen Kraterwälle der Vulkaneifel weithin sichtbare Ankerpunkte für die Augen sind, laden kleine Wegkreuze wie das "Kettiger Kreuz" und das wenige Schritte abseits stehende "Sühnekreuz", aber auch die Miesenheimer Marienkapelle für ein kurzes Verweilen ein.
Miesenheim selbst ist schon von weitem zu sehen und liegt im Tal der Nette. Ein Bach, den man beim Eintritt in den Ort überquert und hinter dem dann ein ruhiges Wohngebiet bis zum Bahnhof folgt. Nach der Unterquerung der B 256 beginnt der erste längere Anstieg, von dessen Scheitel man sich ein Bild von der bis heute aktiven Tuffstein-Gewinnung in dieser Region machen kann.
Mit einem angenehmen Gefälle, das bis zur L 116 reicht, gleicht man einen Teil der gerade erst bewältigten Höhenmeter schnell wieder aus. Offiziell endet die Etappe dann auch an dieser Straße, und es wird auf einen Zuweg in Richtung Andernach verwiesen. Mein Plan sah dagegen vor, noch sieben Kilometer bis Namedy weiterzuwandern.
Mit dieser Verlängerung setzt dann allerdings auch der anstrengendste Teil ein. Dafür ist es zugleich der entscheidende Anstieg aus dem Neuwieder Becken heraus und zurück in die Berghänge des Mittelrheintals. So führt der geschwungene Weg für knapp drei Kilometer den finalen Wiesenhang hoch, während der langsam, aber stetig näherkommende Waldsaum signalisiert: Bald bist du oben!
Es lohnt sich aber auch, immer wieder stehen zu bleiben und einen Blick zurück in die weite Tiefebene zu werfen. Mit dem Betreten des Waldes hatte ich dann nicht nur den Aufstieg geschafft, sondern stand zugleich vor dem beeindruckenden Andernacher Hochkreuz. Die Aussicht, die sich von diesem exponierten Punkt aus gestaltet, ist geradezu umwerfend. Und während ich sie als Belohnung für den bis hierher bewältigten Weg verstand, wuchs zugleich meine Vorfreude, mit der Rückkehr in die Berghänge des Rheintals auch endlich den namensgebenden Strom selbst wiederzusehen.
Ein erster Vorgeschmack folgt schon bald. Fast beiläufig bemerkte ich, dass das Wasser des Rheins mit einem Mal wieder durch das rechts vorbeiziehende Geäst zu schimmern begann. Spätestens der "Siebengebirgsblick", der auch die Sicht auf Hammerstein bis hin zur Rheinbrohler Ley einschließt, beflügelt die Hoffnung, dass der fast schon ein bisschen vermisste Wegecharakter auf den drei verbleibenden Tagestouren noch einmal in ähnlich schöner und herausfordernder Weise zurückkehren wird.
Bis zum Bahnhof von Namedy, so schätzte ich, waren es von hier aus noch etwa 30 Minuten. Ein Blick auf die Uhr wollte mir sagen, dass es, um meinen Zug zu erreichen, nun Zeit wurde sich zu sputen. Doch ich besann mich eines Besseren, dachte: "nimmst du halt den nächsten", und lehnte mich wieder zurück.
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